Renata Borer, Basel
Werkjahrpreis für Bildende Kunst


Renata Borers Werdegang verlief zunächst Richtung Wissenschaft: Sie schliesst ihre Studien mit dem Lizenziat an der Universität Basel ab. Nebenher meldet sich immer wieder vehement der Drang zu gestalterischer Tätigkeit und die Hinwendung zur Bildenden Kunst: Sie besucht verschiedene Kurse und die Basiserweiterungsklasse an der Schule für Gestaltung Basel.
Das Ringen von Geist und schöpferischer Kraft wiederholt sich im Werk von Renata Borer, ihre Zeichnungen lassen sich charakterisieren als ein Auspendeln von Intuition und Intellekt. Zum intuitiven zeichnerischen Akt gesellt sich der ordnende Intellekt, welcher den Aufbau einer Zeichnung bestimmt.
Die Künstlerin bringt das Zeichnen selbst auf verbale Kurzformeln mit «die Linie, die sich selber denkt» und «präzise Notierung flüchtiger Form». Linie, Fläche, Raum bedingen sich dabei gegenseitig, lösen sich auf und eröffnen neue Raummöglichkeiten. Die zu Papier gebrachten Formen sind nie eindeutig festlegbar, sie scheinen einer äusseren, materiellen Erscheinungswelt anzugehören, entschwinden jedoch bei genauerem Hinschauen in eine verinnerlichte, empfundene Vorstellungswelt.
Renata Borers Wachsobjekte behandeln oft das Thema Körperlichkeit und spielen mit unserer Vorstellung derselben. Die Objekte stellen einen Bezug zum menschlichen Körper her oder erinnern an fremdartige Früchte. Ihre dezidiert eingesetzte Farbigkeit unterstreicht die körperhafte Präsenz. Sie strahlen zugleich Provokation und Verletzlichkeit aus.
Zur Zeit scheint bei der Künstlerin vieles in Bewegung zu sein, und selbst die Wachsobjekte haben sich geöffnet; der reife Moment für einen Werkjahrpreis! Jedenfalls dürfen wir weiterhin gespannt sein auf Renata Borers Auspendeln des Feldes zwischen Intuition und Intellekt.


Cornelia Dietschi,
Fachkommission Bildende Kunst und Architektur